Wer geht schon gerne in ein Krankenhaus? So hilfreich oder unumgänglich Untersuchungen und Behandlungen sind, so sind sie doch oft mit Unbehagen verbunden. Seit einiger Zeit ist eine handfeste Befürchtung dazugekommen: Was, wenn ich an einem Keim erkranke, gegen den übliche Antibiotika nicht mehr wirken?
Die Vorstellung, eine Infektion zu erleiden, die kaum noch zu behandeln ist, schürt Ängste. Diese Ängste will und kann diese Seite nicht nehmen. Aber sie will aufzeigen, wo die Risiken wirklich liegen, wie sie zu kontrollieren sind und durch wie wenig jeder Einzelne viel zum Erfolg beitragen kann. Es beginnt mit der Desinfektion der Hände.
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vor rund 150 Jahren, blieb Kranken in sehr vielen Fällen nur ein einziges Mittel: Hoffnung. Hoffnung auf warmherzige Pflege zu Hause oder in einer Krankenanstalt. Und Hoffnung auf das eigene Immunsystem. Das war sehr oft zu wenig. Tuberkulose, Blutvergiftung oder Lungenentzündung rafften Millionen Menschen hin. Es gab kein Mittel, die eigentliche Krankheit zu bekämpfen, geschweige denn zu heilen.
Das änderte sich erst allmählich. Ein verändertes Verständnis von Hygiene spielte eine Rolle, die Entdeckung der Narkose, der Aufschwung medizinischer Forschung und die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Revolution aber waren die Antibiotika.
Mit ihnen verloren vormals lebensbedrohende Krankheiten ihren Schrecken. Wenn man sie richtig einsetzte. Schon 1945 warnte Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillin, dass falscher Gebrauch seinen Fund dauerhaft entwerten könnte. Die Weltgesundheitsorganisation sieht heute einen Wendepunkt heraufziehen, ab dem die Medizin bei bakteriellen Erkrankungen wieder genau das sein könnte, was sie zuletzt vor 150 Jahren war: hilflos.
Gibt es jemanden, der das möchte? Niemand möchte das, weder Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen, Fleischhersteller, Pharmaindustrie, politische Entscheidungsträger und erst recht nicht die Patienten, also wir alle. Das Vertrauen in gesundheitspolitische Weichenstellungen oder wissenschaftliche Erkenntnisse wird aber nicht ausreichen, die Gefahr zu bannen. Es gibt Kleinigkeiten, die jeder Einzelne tun kann, ja, tun muss.
Viele Menschen machen das schon und noch mehr werden es machen, wenn ihnen bewusst ist, wofür sie es machen. Diese Überzeugung hat zu dieser Seite geführt. Nutzen Sie also die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
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Es ist ganz einfach: Geben Sie 2-3 Hübe der Flüssigkeit aus dem Spender in die trockene Hand und verteilen Sie das Desinfektionsmittel auf beiden Händen. Sparen Sie nicht mit der Flüssigkeit - Ihre Hände sollten während der folgenden 30 Sekunden feucht sein. So lange braucht es, bis die Erreger an Ihren Händen abgetötet sind. Und wie genau gehen Sie vor? Verreiben Sie die Flüssigkeit zunächst auf beiden Händen und vergessen Sie dabei bitte nicht die Handrücken, die Daumen, die Fingerzwischenräume, die Fingerkuppen und die Handgelenke.
Grundsätzlich gilt: Unmittelbar vor dem direkten Kontakt mit dem Patienten. Das heißt ganz konkret, im Patientenzimmer, nachdem Sie die Zimmertür geschlossen haben und bevor Sie den Patienten berühren. In jedem Patientenzimmer in deutschen Krankenhäusern muss ein solcher Spender vorhanden sein. Denn das sind der kritische Moment und der kritische Ort. Hier kommt es am häufigsten zu einer Übertragung von Keimen.
Übrigens: Wenn Sie medizinisches Personal dabei beobachten, wie es sich auch nach dem Patientenkontakt die Hände desinfiziert, dann hat das einen guten Grund. Die Hygienevorschriften für Pflegekräfte und Ärzte sind deutlich strenger.
Dafür gibt es keine goldene Regel, aber machen Sie sich doch einfach Folgendes klar: Schon wenn Sie über Ihre Hose streichen oder die Hände auf der Armlehne des Stuhls ablegen und erst recht, wenn Sie die Cafeteria aufgesucht haben, können neue Keime auf Ihre Hände gelangt sein. In allen diesen Fällen sollten Sie vor der nächsten Berührung des Patienten die Händedesinfektion wiederholen.
Sehr viel. Warum das so ist, erhellen einige Zahlen.
Nehmen wir alleine MRSA. Rund eine Million Menschen in Deutschland tragen auf ihrer Haut oder Nasenschleimhaut diese Keime. Das ist ungefährlich, so lange sie nicht in die Blutbahn oder ins Gewebe eindringen.
Wenn aber rund ein Prozent der Bevölkerung solche Keime aufweist, dann gilt das eben auch für ein Prozent der Patienten eines Krankenhauses und natürlich auch für ein Prozent der Besucher. Konkret: Ein Krankenhaus, das pro Jahr 20.000 Patienten aufnimmt, muss damit rechnen, dass rund 200 mit Keimen besiedelt sind. Die Aufgabe für die Krankenhäuser ist nun zweigeteilt. Erstens: Es gilt, möglichst viele besiedelte Patienten vor der Behandlung ausfindig zu machen. Dann wird im Einzelfall entschieden, ob zunächst die Keime abgetötet werden müssen. (Wie das geht und woran man als Patient erkennen kann, ob ein Krankenhaus in diesem Punkt gut genug vorbeugt, lesen Sie unter "Was Krankenhäuser tun" ) Die zweite Herausforderung sind die Besucher. Sie können – anders als die Patienten – nicht auf Keime getestet werden. Deswegen ist es so wichtig, die Hände zu desinfizieren, und zwar unmittelbar vordem Patientenkontakt. Auch danach oder bereits am Eingang oder am Aufzug ergibt eine solche Desinfektion Sinn. Vor dem Patientenkontakt aber ist sie besonders wichtig.
Und warum? Weil Keime bevorzugt auf der Hand siedeln und eine Desinfektion, richtig ausgeführt, 99,99 Prozent aller Keime zuverlässig tötet. Erst das Zusammenspiel aller Beteiligten führt zu den erwünscht guten Resultaten. In einem Krankenhaus sollte es daher nur noch in Ausnahmefällen zu Übertragungen kommen.
Ein wenig Statistik zum Thema? 2015 gaben 475 Krankenhäuser in Deutschland ihre Daten zu MRSA an das Nationale Referenzzentrum weiter. Ergebnis: Bei mehr als 7 Millionen stationären Patienten wurde in 6.533 Fällen MRSA während des Krankenhausaufenthalts übertragen (so genannte nosokomiale Fälle). Das bedeutet, einer von 1.000 Patienten hat MRSA im Krankenhaus erworben (Quelle: http://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/module/mrsa/MRSA_Referenzdaten_2015_DE.pdf). Dabei wird nicht erfasst, durch wen der Keim übertragen wurde. Im Klartext: Es kann – und wird – sich in vielen Fällen auch um Besucher handeln. Und genau deswegen ist Händedesinfektion für Besucher so wichtig: Jeder kann dazu beitragen, das Risiko weiter zu reduzieren. Zum Beispiel auf einen von 3.000 Patienten. Oder 5.000.
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, in jedem Patientenzimmer in deutschen Krankenhäusern einen Desinfektionsmittelspender zu installieren.
Bei Krankheiten, die durch multiresistente Keime ausgelöst wurden, wirken die herkömmlichen Antibiotika meistens nicht. Üblicherweise sind Infekte wie Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündungen (ausgelöst durch Erreger wie beispielweise Pneumokokken, Staphylokokken und Streptokokken) durch die Antibiotika, die krankheitsbezogen ausgewählt werden, gut zu behandeln. Dabei wählt der Arzt ein Antibiotikum aus, von dem er aufgrund der zu erwartenden Erreger und deren Eigenschaften annimmt, dass es wirkt, weil wegen der Schwere des Krankheitsbildes sofort gehandelt werden muss. Wenn diese Keime jedoch multiresistent geworden sind, besteht eine Gefahr, ein nicht wirksames Medikament ausgewählt zu haben. In diesem Fall kann der Arzt erst nach Vorliegen der mikrobiologischen Untersuchungsergebnisse auf eine wirksame Therapie umstellen. (Was in diesen Fällen passiert, lesen Sie im Themenbereich "Antibiotika").
Multiresistente Erreger werden allerdings nur dann gefährlich für Menschen, wenn sie ins Gewebe gelangen. Dies kann bereits durch kleinste Wunden wie zum Beispiel bei der Blutentnahme passieren. Sind die Keime im Körper, können sie insbesondere bei immungeschwächten Personen und Patienten mit Zugängen und Implantaten Infektionen auslösen. Je schwächer das Immunsystem, desto größer ist die Gefahr für den Patienten. Bei gesunden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass sich das Immunsystem selbst gegen die Keime zur Wehr setzen kann.
Nein. Viele gesunde Menschen tragen multiresistente Erreger auf ihren Schleimhäuten, zum Beispiel in der Nase, ohne dies zu bemerken und ohne zu erkranken. Auch wenn sie von der Hautoberfläche in das Gewebe eines gesunden Menschen gelangen, kann die Infektion in manchen Fällen über das eigene Immunsystem beherrscht werden. Multiresistente Erreger sind nicht aggressiver als deren empfindliche Vorläufer, aber sie sind schwieriger zu behandeln, insbesondere wenn der Erreger noch nicht bekannt ist.
Immungeschwächte Menschen und Patienten mit Eintrittspforten wie Zugängen sind deutlich gefährdeter gegenüber Erregern, da diese nicht vom eigenen Immunsystem abgewehrt werden bzw. leichter eindringen können. Die Erkrankungen können zudem schwerer als bei gesunden Menschen verlaufen. Daher ist es umso wichtiger, sich beim Kontakt mit diesen Menschen, zum Beispiel mit Patienten im Krankenhaus, vorab gründlich die Hände zu desinfizieren.
Es gibt verschiedene Wege, wie Bakterien unempfindlich, also resistent, gegen Antibiotika werden: 1. Bakterien vermehren sich durch Teilung. Dabei kommt es vor, dass kleine Fehler im Erbgut des Bakteriums entstehen, sogenannte Mutationen. Einige dieser Genveränderungen können dazu führen, dass ein Bakterium gegenüber einem Antibiotikum plötzlich unempfindlich wird. Wird nun das Antibiotikum eingenommen, werden nur alle diejenigen Bakterien abgetötet, die nicht diese Mutation aufweisen. Mutierte Bakterien aber überleben und können sich ungehindert weiter teilen.
2. Die Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika (sogenannte Resistenz) können Bakterien an ihre „Nachkömmlinge" und an verwandte Bakterienarten weitergeben, wodurch wiederum neue resistente Bakterien entstehen.
3. Es gibt Bakterien, die bereits resistent sind, bei denen diese Resistenz jedoch unterdrückt ist. Unter Antibiotika-Gabe kann diese Resistenz wieder "eingeschaltet" werden, was Bakterien tun, um zu überleben.
Resistenzen, also Unempfindlichkeiten gegenüber Antibiotika, sind schon sehr schnell nach der Entdeckung des ersten Antibiotikums (Penicillin im Jahre 1928) aufgetreten, was an der grundlegenden Überlebensstrategie von Bakterien liegt. In den 1990er Jahren gab es eine deutliche Ausbreitung von MRSA (Multi-Resistenter Staphylococcus aureus) in der Bevölkerung, da dieser Keim von Mensch zu Mensch übertragen wird. Inzwischen sind die Zahlen der tatsächlich erkrankten Menschen rückläufig. Das liegt zum einen an den höheren Hygienestandards in Gesundheitseinrichtungen, zum anderen aber auch daran, dass es seit etwa zehn Jahren ein Antibiotikum gibt, das sehr gut gegen MRSA wirkt.
MRGN (Multi-Resistente Gram-Negative Bakterien) und ESBL (Extended Spectrum ß-Lactamase) gibt es seit etwa 20 Jahren und werden überwiegend über die Tiermast verbreitet. Menschen können sich diese Keime über den Verzehr von Fleisch einfangen.
Die dritte wichtige Gruppe sind VRE (Vancomycin-Resistente Enterokokken), die zur Darmflora von Mensch und Tier gehören können und daher auch über Lebensmittel verbreitet werden. Sie wurden erstmals Ende der 80er Jahre in Frankreich und Großbritannien beschrieben. Deutschland gehört zu den wenigen Ländern in Europa mit vergleichsweise hohen VRE-Raten und einem seit einigen Jahren ansteigenden VRE-Trend.
Richtig, inzwischen gibt es so genannte Reserve-Antibiotika, mit denen beispielsweise auch MRSA-Infektionen erfolgreich behandelt werden können. Das Problem dabei ist, dass manchmal die Zeit fehlt, um herauszufinden, welches Antibiotikum bei der vorliegenden Infektion wirkt. Dies lässt sich durch ein Antibiogramm feststellen, wie es vor allem in Krankenhäusern Anwendung findet. Dazu wird eine Bakterienkultur aus der Infektion angelegt. Nach einigen Stunden können liegen bereits erste Erkenntnisse vor; konkrete Ergebnisse allerdings erst nach zwei Tagen. Dann kann es aber bereits zu spät sein und das Antibiotikum wirkt nicht mehr schnell genug.
MRSA bedeutete ursprünglich Methicillin-Resistenter Staphylococcus aureus, wird aber inzwischen auch als Multi-Resistenter Staphylococcus aureus verwendet. Diese Bakterien finden sich auf der Haut und Schleimhaut vieler gesunder Menschen. Man geht von einer Verbreitung von rund einem Prozent aus. Sie sind gegen die große Antibiotikaklasse der Penicilline und alle Abkömmlinge dieser Gruppe und ggf. weitere Klassen resistent. Das bedeutet, sie sind mit vielen üblichen Antibiotika nicht zu bekämpfen.
Ärzte setzen bei der Behandlung einer MRSA-Infektion spezielle Antibiotika wie beispielsweise Vancomycin, Linezolid, Daptomycin oder Tigecyclin ein. Dies geschieht abhängig vom MRSA-Typ, Krankheitsbild und dem Resistenzmuster in Abstimmung mit Mikrobiologen.
MRGN bedeutet Multi-Resistente Gram-Negative Bakterien und ist eine Sammelbezeichnung für eine große Gruppe von verschiedenen Bakterien mit zum Teil unterschiedlichen Eigenschaften. Eine Gruppe stammt von Bakterien ab, die den Darm von Mensch und Tier besiedeln, aber auch auf Pflanzen vorkommen können. Die Bakterien der anderen Gruppe gehören zu den sogenannten "Feuchtkeimen", d. h. sie kommen im Wasser oder in feuchter Umgebung vor und gehören normalerweise nicht zur Besiedlungsflora des Menschen. Alle sind unempfindlich gegen häufig eingesetzte Antibiotika. Unterschieden wird dabei in Bakterien, die gegen vier (4MRGN) oder drei (3MRGN) wichtige Antibiotikagruppen unempfindlich sind.
Etwa fünf Prozent aller gesunden Menschen gelten als MRGN-Träger, das bedeutet, sie tragen diese Keime auf ihrer Schleimhaut, vor allem auf der Darmschleimhaut, ohne selbst zu erkranken. Ihr gesundes Abwehrsystem schützt sie vor einer Erkrankung. Gefährlich werden die Keime erst dann, wenn sie ins Gewebe gelangen, beispielsweise über eine Wunde. Am häufigsten aber kommt es von der Darmflora ausgehend zu Besiedlungen und anschließend aufsteigenden Infektionen der Harnwege wie Blasenentzündungen.
VRE bedeutet Vancomycin-Resistenten Enterokokken und sind Keime, die gegen das Antibiotikum Vancomycin (das als Reserve-Antibiotikum gegen grampositive Bakterien verwendet wird) unempfindlich sind. Enterokokken sind Darmkeime, die uns bei der Verdauung helfen. Gelangen sie aus dem Darm in andere Bereiche des Körpers, lösen sie beispielsweise Harnwegsinfekte, Blutvergiftungen oder Herzklappenentzündungen aus.
Auch Kochen kann Keimprophylaxe sein: Nach wenigen Minuten bei 70°C sterben die meisten Mikroorganismen, auch multiresistente Keime.
Ursprünglich sind Antibiotika Stoffe, die von Bakterien oder Pilzen gebildet werden, um sich gegen andere Bakterien zu wehren. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Mediziner, dass Schimmelpilze in Kulturen Bakterien abtöten, also gegen deren Leben wirken, anti-biotisch. Penicillin war Mitte der 40er-Jahre das erste Massenpräparat, das Millionen von Menschen das Leben rettete. Heute werden Antibiotika überwiegend aus synthetischen Stoffen hergestellt.
Antibiotika greifen den Stoffwechsel von Bakterien an und machen sie somit unschädlich. Das funktioniert, weil Antibiotika menschliche Zellen nicht angreifen, sondern nur Bakterien. Deren Zellwand besteht aus einem bestimmten Zucker (Murein). Außerdem nutzen sie Enzyme, die beim Menschen so nicht vorkommen.
Antibiotika wirken auf zwei Arten: Die eine Sorte hemmt das Wachstum und die Vermehrung der Bakterien, tötet den Erreger selbst aber nicht ab (=bakteriostatische Antibiotika). Dazu gehören zum Beispiel die Sulfonamide. Die andere Sorte tötet den Erreger ab (=bakterizide Antibiotika), wie beispielsweise Penicillin.
Antibiotika können dabei aber nicht zwischen guten und bösen Bakterien unterscheiden, so dass unter einer Antibiotika-Behandlung auch die Bakterien leiden, die uns beispielsweise im Darm bei der Verdauung helfen. Diese Nebenwirkungen klingen aber nach dem Ende der Antibiotika-Behandlung meist wieder ab.
Das lässt sich nicht eindeutig beziffern und hängt davon ab, wie detailliert man die Substanzen zuordnet. Das Robert-Koch-Institut spricht von 15 verschiedenen Klassen, Apotheker von 70 verschiedenen Wirkstoffen.
Wichtig zu wissen ist: Es gibt eine Handvoll verschiedener Wirkprinzipien. Unempfindlichkeit gegenüber einem Wirkprinzip bedeutet daher oft Unempfindlichkeit gegenüber einer ganzen Antibiotikaklasse.
Die wichtigste Gruppe sind die sogenannten Betalactamantibiotika, die alle vom Penicillin abgeleitet sind und den Zellwandaufbau stören. Sie sind teilweise gegen antibiotikazerstörende Enzyme der Bakterien stabil, können durch andere Resistenzmechanismen trotzdem unwirksam werden. Zu den Betalactamantibiotika gehören Penicilline sowie Cephalosporine und Carbapeneme.
Makrolide und andere Antibiotika greifen bei der Eiweißsynthese an, andere Klassen bei der Ablesung der Erbinformation.
Es gibt Erkrankungen wie zum Beispiel Lungen- oder Mittelohrentzündungen, die nur mit Antibiotika behandelt werden können. In diesen Fällen sollten Sie darauf achten, das Antibiotikum genau so wie vom Arzt verordnet einzunehmen. Auch sollten Sie die Einnahme nicht abbrechen, weil die Beschwerden verschwunden sind. Nur so können Antiobiotika ihre komplette Wirkung entfalten und verhindern, dass doch noch kleine Mengen an Bakterien überleben und durch Änderung ihres Erbguts (Mutation) gegen das Antibiotikum unempfindlich werden.
WICHTIG: Bei Viren wie zum Beispiel dem häufig auftretenden grippalen Infekt mit Schnupfen, Husten etc. wirken Antibiotika nicht. Viele Patienten drängen ihren Arzt aber dennoch dazu, ihnen ein Antibiotikum zu verschreiben, weil sie denken, dann gehe die Erkältung schneller weg. Auch dieser unnötige Einsatz birgt die Gefahr, dass Bakterien unempfindlich gegen Antibiotika werden. Vertrauen Sie also ihrem Arzt, wenn er Ihnen kein Antibiotikum verschreibt.
Unter Umständen geht das sehr schnell. Das liegt an der Häufigkeit der Zellteilung, zu der Bakterien fähig sind. Einige Arten vermehren sich alle 20 Minuten. Aus einem einzigen Bakterium, das unter einer Antiobiotika-Kur eine Resistenz entwickelt, kann damit binnen Stunden eine stabile Kultur von mehreren Millionen Exemplaren entstehen.
Ja. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika bei Tieren führt ebenso zur Entwicklung von Resistenzen wie der bei Menschen. Auch hier ist es wichtig, Antibiotika nur dann einzusetzen, wenn wirklich ein Bakterienbefall vorliegt und nicht schon vorsorglich. Auch der Einsatz des richtigen Antibiotikums und die richtige Dosierung sind hier genau so wichtig wie bei der Behandlung von Menschen.
Gerade MRGN (multiresistente gram-negativ Erreger) können von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Dabei ist es egal, ob das Tier noch lebt und man mit ihm in Berührung kommt, oder ob der Erreger sich auf einem Stück Fleisch befindet, das man zubereitet.
Jeder zweite Bundesbürger glaubt fälschlicherweise, dass Antibiotika auch gegen Viren wirken.
(Forsa 2012, im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Eine sehr große Rolle. Es gilt inzwischen als Standard, dass in allen Patientenzimmern ein Desinfektionsmittelspender installiert ist, der für das medizinische Personal, aber auch für Besucher und die Patienten selbst frei zugänglich ist. Einige Kliniken gehen inzwischen sogar dazu über, an jedem Patientenbett einen Spender zu haben. Das hat den Vorteil, dass die Wege für das medizinische Personal kürzer werden. Meist hängen die Spender direkt an der Tür. Kümmert sich eine Pflegekraft erst um einen Patienten, müsste sie zurück zur Tür, bevor sie sich dem nächsten Patienten widmet. Spender an jedem Bett verkürzen somit die Wege und sparen Zeit.
Das medizinische Personal sollte sich zudem an die „5 Momente der Händedesinfektion" der Weltgesundheitsorganisation WHO halten. Diese Vorgabe beschreibt, wann sich das Personal die Hände desinfizieren muss. Generell gilt: vor und nach jedem Patientenkontakt. Aber auch, wenn die „patientennahe Umgebung" berührt wurde, also beispielsweise der Nachttisch oder die Bettwäsche. Vor allen medizinischen Handlungen wie dem Setzen eine Spritze muss sich das Personal ebenfalls die Hände desinfizieren.
In vielen Krankenhäusern werden heute Patienten bei der Aufnahme bereits auf MRSA und andere multiresistente Keime getestet (Screening). Einige Häuser testen alle Patienten, andere nur besonders häufig betroffene Gruppen, wie z. B. Bewohner von Senioreneinrichtungen, Patienten mit chronischen Wunden oder solche, die sich vor kurzem noch im Ausland aufgehalten haben, insbesondere, wenn sie dort im Krankenhaus waren. Für Kliniken mit einer Vielzahl chirurgischer Patienten kann ein Screening aller Patienten sinnvoll sein, für andere reicht womöglich eine ausgewählte Testung. Auch wenn nicht alle Patienten gescreent werden, ist das noch kein Indikatior für die Qualität des Hygienemanagements. Die Vorgehensweise muss daher jedes Haus zusammen mit seinen Hygieneexperten selbst entscheiden. Eine Verpflichtung zum Screening gibt es nicht.
Wichtig beim Screening auf multiresistente Keime ist der Umgang mit den getesteten Patienten. Die Ergebnisse liegen nach wenigen Stunden vor. In dieser Zeit sollten die Patienten möglichst isoliert untergebracht sein. Das bedeutet nicht, dass jeder Patient ein Einzelzimmer braucht. Dennoch sollten getestete Patienten möglichst getrennt von anderen untergebracht sein. Ist das Testergebnis positiv, muss die Isolation ohnehin aufrechterhalten bleiben.
Sehr einfach und für die Patienten absolut schmerzfrei. Mit einem Wattestäbchen wird ein Abstrich aus dem Mundraum und der Nase genommen. Das daraus gewonnene Material wird mikrobiologisch analysiert und die Testergebnisse liegen innerhalb weniger Stunden vor.
Ja und Nein. Natürlich gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen auf Bundes- und Länderebene, deren Einhaltung von den Gesundheitsämtern überwacht wird. Das wichtigste Bundesgesetz auf diesem Gebiet, das Infektionsschutzgesetz, ermächtigt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut, wissenschaftlich fundierte und überprüfte Empfehlungen zur Krankenhaushygiene auszusprechen, die bundesweit beachtet werden.Auf deren Basis entwickeln die Krankenhäuser mit ihren hauseigenen Hygieneteams individuelle Präventionsstrategien, die in der jeweiligen Klinik dann den verbindlichen Standard festlegen. Die Zusammensetzung und Aufgaben der Hygieneteams sind in den Hygieneverordnungen der Bundesländer festgelegt. In NRW heißt diese „Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (HygMedVO)“ und wurde zuletzt 2012 aktualisiert.
Die Hygieneteams bestehen aus einem Krankenhaushygieniker (bei dem es sich um einen Facharzt für Hygiene oder einen Mikrobiologen oder einen Arzt mit Zusatzausbildung handelt), den Hygienefachkräften mit mehrjähriger spezifischer Ausbildung, sowie hygienebeauftragten Ärzten und ggf. hygienebeauftragten Pflegekräften. In der Hygienekommission arbeiten zusätzlich noch weitere Verantwortliche der Klinik mit.
Auf den Internetseiten der Krankenhäuser lassen sich Informationen dazu meist unter dem Stichwort "Hygiene" finden.Aber Vorsicht! Die reine Anzahl an Mitgliedern des Hygieneteams sagt für sich genommen wenig über den Hygienestandard und vor allem dessen Umsetzung in einer Einrichtung aus.
Die Verordnung von Antibiotika wird in Krankenhäusern strenger reglementiert als im ambulanten Bereich. Antibiotika-Leitlinien legen fest, welches Antibiotikum bei welchen Erregern in welcher Dosis eingesetzt werden darf. Vielerorts unterliegt die Antibiotika-Verordnung nur bestimmten Ärzten, nicht jeder Arzt darf die Medikamente verschreiben. Krankenhäuser haben zudem den Vorteil, dass ihre Patienten einige Tage vor Ort sind, so dass sie Antibiogramme erstellen lassen können, die in der Regel nach zwei Tagen konkrete Ergebnisse über die Art der Infektion liefern. So können Antibiotika viel gezielter und somit wirksamer ausgewählt werden. Die Weiterführung dieser Leitlinien ist ein so genanntes Antibiotic Stewardship, das man in etwa mit Strategien zu einem rationalen Antibiotika-Einsatz übersetzen kann. Dazu wird im Krankenhaus ein Team zusammengestellt, das Maßnahmen zu einem sinnvollen und restriktiven Einsatz von Antibiotika entwickelt und diese auch umsetzt.
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